In den nächsten Wochen empfangen in unseren Seelsorgebereichen viele Jugendliche das Sakrament der Firmung. In etwas „firm“ zu sein, heißt stark zu sein. Und genau darum geht es in dem Sakrament: Eine Stärkung im christlichen Glauben und in der Zugehörigkeit zur Kirche. Eine Stärkung der jungen Menschen durch den Heiligen Geist.
Das ist sehr abstrakt, und darum war es wichtig, in der Vorbereitung auf die Firmung den eigenen menschlichen Bezug nicht außer Acht zu lassen. Dazu gehörte auch, sich – wieder oder endlich einmal – der eigenen Stärken bewusst zu werden. Auch der eigenen Schwächen. Beides gehört zu unserem Mensch-Sein dazu. Wir alle haben Stärken und Schwächen. Das ist normal und vielleicht auch so etwas wie Gott-gewollt. Meist liegen solche Stärken ganz tief in uns drin: ob zuhören können, sich fokussieren können, musikalisch zu sein oder frei reden zu können – all das sind keine äußeren Merkmale, sondern Teil unserer Persönlichkeit. Solche individuellen Eigenschaften führen im Idealfall dazu, dass wir uns prima ergänzen.
Gefährlich wird es regelmäßig, wenn wir uns oder andere ob der scheinbaren Stärken und Schwächen vergleichen. Denn das reduziert einerseits Menschen oft auf Äußeres und führt andererseits schnell zu einer Bewertung: Der hat mehr Geld als wir, die sind aber nicht so schön angezogen, ich kann das besser als der, die ist in Englisch (wahlweise Latein Französisch oder Mathe) viel besser als ich… Derlei Aussagen gibt es viele, und ich erinnere mich an die Pastoralreferentin, die im Gottesdienst zum Schulstart unseres Sohnes Eltern und Kinder eindringlich ermahnte: Vergleicht Euch nicht! Vergleichen führt nämlich oft zu Missgunst, Neid oder schlechter Stimmung. Weil wir uns selbst schnell schwächer fühlen als andere.
Es gibt aber auch das andere Extrem von Vergleichen, und davon handelt das Evangelium an diesem Wochenende: „Danke Gott, dass ich nicht so bin wie die anderen. Danke, dass ich besser bin als der da.“ – Puh! Das Gleichnis vom Pharisäer und vom Zöllner (Lk 18,9-14) hat es in sich. Denn es spielt mit einer menschlichen Schwäche, die wir Überheblichkeit, Selbstbezogenheit oder Arroganz nennen. Und wie leicht wäre es jetzt, von außen auf den Text zu schauen und festzustellen: „Das würde ich aber besser hinbekommen als dieser Pharisäer. So ein arroganter Schnösel…“ Und schon sind wir in die Falle getappt und haben uns mit ihm verglichen und uns selbst erhöht.
Vergleicht Euch nicht. Dieser Satz ist mir in Erinnerung geblieben. Jeder Mensch hat seine individuellen Stärken – im täglichen Leben ebenso wie im Christ-Sein. Wenn wir uns dieser Stärken bewusst sind, brauchen wir uns nicht vergleichen. Die Firmung der Jugendlichen ist für uns alle eine gute Gelegenheit, sich daran zu erinnern.